Die Bedeutung klassischer psychiatrischer Pflege: Ein Dialog mit Birgit und Peter Ullmann

Warum ist klassische psychiatrische Pflege heute noch relevant?

„Wir leben in einer Zeit, in der Recovery-Ansätze und Empowerment groß im Kurs stehen. Aber vergessen wir nicht, dass hinter jedem Konzept immer noch die klassischen pflegerischen Kompetenzen stehen, die die Grundlage der Betreuung von Patient:innen bilden“, erklärt Birgit Ullmann, eine erfahrene Fachkraft im ambulanten psychosozialen Bereich. „Wir müssen immer wieder daran erinnern, dass Pflege mehr ist als ein Arbeitsprozess – sie ist eine persönliche, empathische Beziehung.“

Peter Ullmann fügt hinzu: „Die moderne Pflege, auch in der Psychiatrie, muss die Bedürfnisse der Patient:innen im Blick haben und sich an deren Lebensrealität orientieren. Es geht nicht nur um die Anwendung theoretischer Konzepte, sondern um echte praktische Erfahrung. Wir müssen in der Lage sein, das Wissen aus der Praxis und die Erkenntnisse aus der Theorie miteinander zu verbinden.“

Warum ist Flexibilität so entscheidend in der psychiatrischen Pflege?

Birgit erklärt, wie wichtig Flexibilität in ihrem Arbeitsalltag ist: „Im ambulanten Setting haben wir es mit unterschiedlichsten Lebensrealitäten zu tun. Ein Ansatz, der in einer Situation funktioniert, muss in der nächsten nicht automatisch genauso wirksam sein. Unsere Arbeit erfordert es, dass wir uns flexibel anpassen und ständig bereit sind, unser Vorgehen zu überdenken.“

„Ja“, ergänzt Peter, „es ist eine Herausforderung, auf die individuen jedes Patienten einzugehen. Flexibilität bedeutet, dass wir von Fall zu Fall schauen müssen: Was braucht der Patient heute? Ist es eher eine akute Unterstützung, oder benötigen sie langfristige Begleitung? So stellen wir sicher, dass wir nicht nur in Krisenzeiten eine Lösung anbieten, sondern auch langfristig stabilisierend wirken.“

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften?

„Es ist unerlässlich, dass wir als Pflegekräfte nicht isoliert arbeiten. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist der Schlüssel“, sagt Birgit. „Wir arbeiten regelmäßig mit Ärzten, Psychotherapeuten und Sozialarbeitern zusammen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Betreuung berücksichtigt werden. Nur so können wir den Patient:innen die umfassende Unterstützung bieten, die sie benötigen.“

Peter fügt hinzu: „Die ganzheitliche Betrachtung der Patient:innen ist der Kern unserer Arbeit. Jeder Fachbereich bringt seine Perspektive ein, sodass wir gemeinsam die bestmögliche Lösung für die Patient:innen finden. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir uns als Fachkräfte gegenseitig unterstützen und austauschen können.“

Kann es in der Pflege zu Hierarchien kommen? Wenn ja, wie geht ihr damit um?

„Das ist ein sehr wichtiger Punkt“, sagt Birgit nachdenklich. „In vielen Ansätzen, die Recovery als zentrales Konzept sehen, entstehen unbewusst Hierarchien – Patient:innen werden nach ihrem Fortschritt oder Zustand eingeteilt. Das führt zu einer Art Klassifizierung: es gibt Patient:innen der „ersten Klasse“, die sich stark emanzipieren, und dann gibt es die „zweite Klasse“, die als schwieriger oder weniger fähig angesehen wird.“

Peter unterstreicht: „Wir lehnen diese Hierarchisierung ab. Wir glauben fest daran, dass alle Patient:innen gleichwertig sind, unabhängig von ihrer Situation oder ihrem Fortschritt. Die Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient:in sollte nie von Hierarchien oder Bewertungen geprägt sein. Es geht um Respekt und gegenseitiges Vertrauen.“

Was ist der entscheidende Punkt, um als Pflegekraft langfristig erfolgreich zu sein?

„Für uns geht es darum, dass wir jedem Patient:in mit Empathie und Respekt begegnen. Es ist wichtig, dass wir uns selbst nicht in starre Rollen zwängen und uns immer wieder die Frage stellen: Was braucht dieser Patient jetzt wirklich?“, sagt Birgit.

„Ja, und dabei ist Kontinuität genauso wichtig wie Anpassungsfähigkeit“, fügt Peter hinzu. „Pflege braucht Zeit, und es geht nicht nur um schnelle Lösungen. Wir müssen immer wieder reflektieren, ob wir auf dem richtigen Weg sind und wie wir unsere Methoden optimieren können, um der Situation gerecht zu werden.“

Fazit: Was können wir aus der Arbeit von Birgit und Peter Ullmann lernen?

Birgit und Peter Ullmann zeigen, dass der Erfolg in der psychiatrischen Pflege weniger von großen Konzepten abhängt, sondern vielmehr von der Verbindung von Empathie, Fachwissen und Flexibilität. Sie setzen auf eine ganzheitliche Betreuung, die alle Aspekte eines Menschen berücksichtigt. Dabei wird niemals die Individuenorientierung aus den Augen verloren. Pflege ist kein isoliertes Fachgebiet – sie ist ein Dialog, ein Prozess, in dem alle Beteiligten voneinander lernen und gemeinsam zum Wohl des Patienten arbeiten. Und das ist der wahre Schlüssel für eine erfolgreiche Betreuung.

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