In den bestehenden Auffassungen von Krankheit zeigen sich häufig einseitige, am Störungsbild orientierte Behandlungsansätze. Der Betroffene wird auf seine Erkrankung hin fokussiert. Unbeantwortet bleiben dabei Fragen nach den gesunden Anteilen und den damit einhergehenden Ressourcen, die einen elementaren Bestandteil in der Bewältigung nicht nur der Krankheit sondern vielmehr des gesamten Lebens darstellen (Ullmann, 2007). Antonovsky entwickelten in den Nachkriegszeiten den Salutogentischen Ansatz, indem generalistische Widerstandsressourcen, wie die materielle Situation, der kognitive Bereich, Selbstbild und Selbsteinschätzung, der soziale Bereich sowie kulturelle und weltanschauliche Aspekte, eine Einfluss auf die Fähigkeit der Interprtation von Situationen und der eigene Person haben. Das Kohärenzgefühl (sense of coherence) bedeutet das Vertrauen in sich zu haben, bestimmte Zusammenhänge zu erklären und die Stimmigkeit zwischen sich und seiner sozialen Umwelt herzustellen (Kellnhauser, Schewior-Popp, Sitzmann, Geißner, & Gümmer; Bengel, Strittmatter, & Willmann, 2001; Ullmann, 2005). Nach mehr als sechsig Jahren heisst es in den aktuelle Entwicklungen, dass eines der vier Kriterien, an denen sich gute psychiatrische Versorgung ausrichten sollte, Recovery ist (Richter, Schwarz & Hahn, 2014). Dabei wird Recovery im allgemeinen als Prozess von persönlichem Wachstum und Entwicklung gesehen, in dem Betroffene die persönliche, sozialen und gesellschaftlichen Folgen einer psychischen Erkrankung überwinden und zurück zu einem erfüllten, sinnhalften und selbstbestimmten Leben finden und einen positiven Beitrag in der Gesellschaft leisten können.
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